Das Literarische Erntefest

24. - 26. September 2021

Wiedersehen am Kamin - und eine Idee fürs nächste Jahr

24.9.21. Am Freitagabend ist die Gruppe wieder beisammen. Am gemütlichen, neuen Lehmofen im Speichercafé wird eine Idee geboren: Nächstes Jahr soll es eine Fortsetzung des Literarischen Workcamps geben – falls es gelingt, im Seitab-Programm des LCB zu bleiben. Inzwischen kennen die Schreibenden Wulkow schon ziemlich gut, kennen ein wenig die Geschichte und wissen um die Herausforderungen des Landlebens in dieser berlinfernen Region. Jetzt wäre es Zeit, etwas tiefer zu schürfen. Die Idee heißt „Portschlüssel in die Zukunft“. Die Portschlüssel – eine Begriffsanleihe aus der Harry-Potter-Welt – sind konkrete Orte und Dinge in und um Wulkow. Etwa eine Satellitenschüssel an der Schlossruine, ein verwittertes Scheunentor, zwei scheinbar funktionslose Portalsäulen, ein Gedenkstein aus den letzten Kriegstagen… WEITERLESEN

Ein Dorf wird zur Bühne

5 Orte. 10 Autor*innen

Samstag, 25.9.21,  Autor*innen und Speicher-Team haben sich intensiv auf das Literarische Erntefest vorbereitet: Vom Nachmittag bis in den späten Abend wird das Dorf zur Lesebühne: Die Kirche, der Platz unter der  großen Kastanie auf dem Gutshof, der Spielplatz, das Dorfbackhaus und die Speicher-Kneipe sind Schauplätze für ein Literatur-Event wie es Wulkow noch nicht erlebt hat. Und: es sind viele Texte, in denen sich das Dorf wiedererkennt – Ah- und Oh-Effekte en masse!

Ein Rindvieh in der Kirche

 Den Anfang machen Connie Roters und Heidi Ramlow in der Dorfkirche mit zwei Geschichten, die unterschiedlicher nicht sein können. Connie Roters erzählt eindringlich und berührend über eine Frau, die nach einem schweren Schicksalsschlag Zuflucht und Ruhe in einem abgelegenen Dorf findet.  Heidi Ramlow liefert das Kontrastprogramm und schickt einen Stier aus der örtlichen Rinderherde durch das Dorf und in die nahe Stadt – verfolgt von messerwetzenden Bösewichtern. Eine comichafte Story, mit Inbrunst vorgetragen – Heidi ist halt gelernte Schauspielerin. Die meisten Lacher gibt es, als der ausgebüxte Stier sich ausgerechnet in die Dorfkirche verirrt und auf die Organistin trifft, die im Text genau das tut, was sie vor wenigen Minuten in der Wirklichkeit zur Umrahmung tat: nämlich Orgel spielen.  Ein wunderbares Dorfporträt aus der Sicht eines Rindviehs – wo sonst kriegt man sowas schon geboten?

Auf dem Gutshof, unter der großen Kastanie vor der Schlossruine geht es weiter. Maik Altenburg ist mit Lyrik dabei. Sein großes Thema: „Die Flüssin“, die Oder als „geheimnisvolles rastloses Weib“.  Jol Rosenberg präsentiert am passenden Ort eine Erzählung über eben jene Schlossruine, die sich auf wundersame Weise selbst zu reparieren scheint, raffiniert verwoben mit der magischen Selbstbegegnung einer Ich-Erzählerin.  

Das Folk-Rock-Duo Hoedown aus dem Nachbardorf Altzeschdorf spielt Songs aus der Neil-Young-Ära und Eigenes, schlägt musikalische Brücken zu den jeweils nächsten Schauplätzen und leitet die Publikumswanderung.

Liebe, Land und Baugutachter

Auf der Schaukel eines Spielplatzes liest Gloria Ballhause eine Science-Fiction-Story mit Wulkow-Bezug. Auch Maik Gerecke macht eine Schlossruine zur Kulisse: Indem er einen Baugutachter im Dorf seine Verflossene wiederfinden lässt – aus alten Berliner Hausbesetzerzeiten. Ute Apitz erntet viele Lacher mit einer lustigen Geschichte über die Angst vor freilaufenden Rindviechern in den Oderwiesen.

Am Dorfbackhaus schließlich präsentiert Ursula Kramm-Konowalow Gedichte mit Landschaftsbezug. Kerstin Finkelstein trägt einen Essay vor, der Wulkow als Anlass nimmt, sich über ihre Schreibgründe klarzuwerden.

Später abends in der Kneipe:  Weiter geht es mit Musik von Hoedown und weiteren Texten. Heinrich von der Haar liefert die Ich-Erzählung über das Staunen eines älteren Herrn über einen modernen frauengeführten Landwirtschaftsbetrieb. Zu vorgerückter Stunde tritt Maik Altenburg noch einmal ans Mikro und zündet zum Schluss einen lyrischen Feuerwerkskörper: mit einer Ode an eine imaginäre Baronin in einer Schlossruine.

Es ist ein mehr als fünfstündiges Lesefest, das an diesem Nachmittag und Abend vor der Bundestagswahl stattfindet. Publikum kommt, bleibt, geht und wechselt – an manchen Stationen sind es mehr als zwanzig Zuhörerinnen und Zuhörer. Gar nicht so übel, meint der Veranstalter. In Wulkow selbst leben gerade einmal 200 Menschen.

Tschüß bis zum nächsten Mal!

26.9.21, Sonntag. Das Literarische Erntefest geht nahtlos in den Wulkower Herbstmarkt über. Während die Autor*innen frühstücken, bauen sich draußen die Markthändler auf. Vor ihrer Abreise lassen es sich die meisten Literatur-Camper nicht nehmen, über den Platz zu bummeln mit Honig-, Kunstgewerbe, Pflanzen- und Gemüseständen.

Am Ende zeigten sich Autorinnen und Autoren sehr zufrieden mit dieser Form einer zweiteiligen Schreibwerkstatt.

Anreise

Wulkow liegt 12 km nordwestlich vom Stadtzentrum von Frankfurt (Oder). Der Regionalexpress RE 1 verkehrt halbstündlich von Brandenburg über Potsdam > Berlin > Fürstenwalde>Frankfurt (Oder) > bzw. über Cottbus > Guben > Eisenhüttenstadt > Frankfurt (Oder). Die Fahrzeit ab Berlin beträgt ca. 60 Minuten. Vom Bahnhof Frankfurt (Oder) erreichen Sie Wulkow per Linienbus , Taxi oder Fahrrad. Die Strecke ist ca. 12 km (Straße) bzw. 7 km (Feldweg) lang. Das Mitführen von Fahrrädern ist im RE 1 möglich. Der Linienbus 970 (werktags) fährt direkt nach Wulkow. Von der Endstation Booßen der Buslinie 981 des Stadtverkehrs Frankfurt (Oder) spazieren Sie auf einer wunderschönen Birkenallee in einer knappen Stunde (ca. 4 km) nach Wulkow.

Sie erreichen Wulkow mit dem PKW aus Richtung Berlin über die Autobahn A 12 oder die Bundesstraße B 5.

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Impressum

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Vereinsvorstand:

Hannelore Hiekel, Fred Pilarski, Martin Merk (geschäftsführend),

Dieter Krawczynski, Ina Matthes, Ulrike Raulf, Birke Soukup

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Webseiten-Betreuung: Fred Pilarski

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