You are currently viewing Im Biberland

Im Biberland

Zwischen Wulkow und Lebus führt einer von vielen Wegen durch ein geradezu verwunschenes Bachtal. Drei Fließe treffen hier auf verschlungenen Wegen aufeinander, bevor sie ihren Weg in die Oder finden. Hier ist Biberland und Naturschutzgebiet.

Der ehrenamtliche Natur- und Landschaftsführer Gernot Preschel führt durch eine sehenswerte Wildnis. Kaum irgendwo sonst in der Region ist auf so kleinem Raum zu besichtigen, welche landschaftsgestaltende Kraft die Tiere entfalten. Die Biber haben die Bachläufe angestaut, umgeleitet, Verzweigungen, Mäander und Inseln geschaffen. Dazwischen entsteht neue Vegetation, finden Wasservögel ihr Zuhause. Gernot Preschel zeigt mächtige Wohnbaue und riesige, sehr stabile Dämme – einer ist etwa vierzig Meter lang. An anderen Stellen werden meterhohe Staus überströmt und zu kleinen Wasserfällen. Rundherum sieht es aus, als hätte jemand mit Bäumen Mikado gespielt.

Wer das sieht, ahnt das Konfliktpotenzial, das von den Tieren dort ausgeht, wo Menschen Äcker bewirtschaften, Deiche pflegen oder Infrastruktur wie Brücken und Wehre in Schuss halten müssen. Denn noch immer ist der Biber streng geschützt. Allerdings bieten inzwischen zahlreiche Ausnahmeregeln Möglichkeiten einzugreifen, wenn sie mit den Landkreisbehörden abgestimmt sind. Einzelne „Problembiber“ dürfen „entnommen“ – sprich getötet – werden, wenn sie zur Gefahr werden, etwa für Deiche oder in Straßenböschungen. Biberdämme dürfen von regionalen Bibermanagern geöffnet werden. Allerdings ist das nicht ganz einfach. Wenn Biber einen zerstörten Damm finden, glauben sie zumeist, ihr Baumaterial tauge nichts. Und dann fangen sie mit frisch gefällten Bäumen von vorn an.

Gernot Preschel erzählt, wie die eigentlich schon ausgerotteten Elbebiber in die Oderregion zurückkehrten: Als Wiederansiedlungsprojekt in den 1980er Jahren. Gedacht war es als genetische Barriere gegen den von Osten her vordringenden Woronesh-Biber, eine andere Unterart. Die Biber haben den damaligen Naturschützern allerdings diesen Gefallen nicht getan. Statt die Eindringlinge fernzuhalten, haben beide Biberarten die Staatsgrenze ignoriert und vermischen sich inzwischen fröhlich. Mittlerweile ist die gesamte Oderregion flächendeckend von Biberpopulationen besetzt.

Schreibe einen Kommentar