24. Juni 2021 – ein Kneipenabend zum Kennenlernen.
Am Ende der DDR-Zeit war Wulkow ein Dorf, das leergewohnt werden und verschwinden sollte. Siedlungskategorie 6 nannte man das. Damit ging es dem Ort ähnlich wie viele Dörfer im Braunkohlerevier. Nur mit dem Unterschied, dass hier keine Bodenschätze im Weg waren. Stattdessen war Wulkow in den Augen der Obrigkeit nutzlos geworden. Die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) war in einer größeren Einheit aufgegangen. Die Zentrale lag im Nachbardorf. Das LPG-Büro im Wulkower Schloss wurde nicht mehr gebraucht. Der Verfall des früheren Herrenhauses beschleunigte sich.
Das alles erfuhren die Workshoppenden am ersten Abend im Speichercafé. Der Verein zeigte Videos und Fotos aus der Zeit und ließ jene zu Wort kommen, die das damals miterlebt hatten. Der Tierarzt Albrecht Horzetzky, der in den 1990er Jahren ehrenamtlicher Bürgermeister wurde, berichtete von seiner – an diesem Abend leider verhinderten – Amtsvorgängerin Marianne Schmidt. Sie hatte zur Wendezeit enormen Anteil daran, dass die Wulkower damals das Ruder herumreißen konnten. Die Gründung des Ökospeichervereins, die Idee der ökologischen Dorferneuerung fielen in diese Wendezeit. Der alte Getreidespeicher wurde zu einer Art Gründerzentrum für Unternehmen der damals noch fast exotischen Ökobranche. Es wurden massenhaft ABM-Stellen bewilligt, die in der Zeit der Massenarbeitslosigkeit dringend gebraucht wurden. Unter anderem gründete Ulrike Raulf damals ihren demeter-Betrieb aus so einer Förderung heraus. Dass diese Gründungsphase im Speicher irgendwann vorbei war, dass Stellen ausliefen, einzelne Gründungen auch scheiterten, dass dies nicht spannungsfrei war – auch das gehört zur Geschichte des Dorfs und des Vereins. War das nun alles nur ein Strohfeuer damals? Nö, sagt Ulrike. Viele, die damals gestartet sind, haben erfolgreich weitergemacht: Agrarbetrieb, Energieberater, Lehmbauer, Tischler, Teichwirt und noch einige andere mehr. Nur leben nicht mehr alle in Wulkow.