Mehr über den Artikel erfahren Wiedersehen am Kamin und eine Idee fürs nächste Jahr:
Portsch(l)üssel in die Zukunft? Foto: Maik Altenburg

Wiedersehen am Kamin und eine Idee fürs nächste Jahr:

Am Freitagabend ist die Gruppe wieder beisammen. Am gemütlichen, neuen Lehmofen im Speichercafé wird eine Idee geboren: Nächstes Jahr soll es eine Fortsetzung des Literarischen Workcamps geben – falls es gelingt, im Seitab-Programm des LCB zu bleiben. Inzwischen kennen die Schreibenden Wulkow schon ziemlich gut, kennen ein wenig die Geschichte und wissen um die Herausforderungen des Landlebens in dieser berlinfernen Region. Jetzt wäre es Zeit, etwas tiefer zu schürfen.

0 Kommentare
Mehr über den Artikel erfahren Feedback, Abreise, Hausaufgaben
(von links, von oben:) Ulrike Raulf (Betreuung), Connie Roters, Ute Apitz, Fred Pilarski (Betreuung), Ina Matthes (Betreuung), Gloria Ballhause, Jol Rosenberg, Heidi Ramlow, Ursula Kramm-Konowalow, Kerstin Finkelstein. Nicht im Bild: Maik Altenburg und Heinrich von der Haar

Feedback, Abreise, Hausaufgaben

27.6.: Nach dem Frühstück noch ein kurzes Treffen mit den Gastgebern auf der Terrasse. Ausnahmslos alle Autorinnen und Autoren lobten die hervorragende Betreuung durch das Speicherteam, das gelungene Programm und überhaupt die Idee des Inspirationsworkshops. Für das literarische Erntefest entwickelte die Runde von sich aus die Idee, das Dorf zur Bühne zu machen: Nicht nur die Dorfkirche und der Ökospeicher sollten zum Schauplatz von Lesungen werden, sondern auch verschiedene Orte auf dem Gutshof: Eine Bank unter einer ausladenden Kastanie, eine Schaukel auf dem Spielplatz oder der Platz um ein Dorfbackhaus. Mit der Hausaufgabe, nun aus den Eindrücken etwas zu machen, verließen zufriedene Gäste den Speicher.

0 Kommentare
Mehr über den Artikel erfahren Eine Lesung mit Musik
Lesung im Speichercafé. Foto: Maik Altenburg

Eine Lesung mit Musik

Am Abend des zweiten Tags dann eine Open-Stage-Lesung, begleitet von Michael Thöne am Klavier und seiner Enkelin Alrun am Cello. Der Abend sorgte nicht nur für Begegnungen zwischen Wulkowern und Schreibenden, sondern auch dafür, dass sich einige Autorinnen und Autoren aus verschiedenen Schreibgruppen erstmals mit ihren Arbeiten wahrnahmen und darüber miteinander in einen Austauch kamen. Jol Rosenberg las einen Science-Fiction-Text, Ursula Kramm-Konowalow sehr irdische Lyrik, Kerstin Finkelstein stellte ihre Kommissarin aus dem Esoterik-Milieu vor, komische Gedichte kamen von Maik Altenburg und Ute Apitz performte einen biografischen Text in einer Art Rap. Den Schlusspunkt setzte Heidi Ramlow mit ihrer Brandenburger-Literaturpreis-Erzählung „Wo der Hund begraben liegt".

0 Kommentare
Mehr über den Artikel erfahren Dorfrundgang III: Schloss und Park
Schlosstreppe. Foto: Maik Altenburg

Dorfrundgang III: Schloss und Park

Der Dachstuhl eingefallen, auf dem Balkon wachsen Birken, die Treppenstufen zerbröselt - wohl kein Gebäude in Wulkow ist für Autorinnen und Autoren so phantasieanregend wie die Schlossruine unmittelbar neben dem Ökospeicher. Das verfallene Gebäude hat seine Wurzeln im späten 17. Jahrhundert und ist um die vorletzte Jahrhundertwende vom damaligen Rittergutsbesitzer Richard Schulz-Wulkow noch einmal aufgestockt und nach der damaligen Neorenaissance-Mode mit Schmuckgiebeln und einem altertümlich anmutendem Turm versehen worden. Diese Pracht ist heute nur noch auf einem alten Foto zu bewundern. Der Turm ist höchstwahrscheinlich in den letzten Kriegstagen von deutschen Soldaten gesprengt worden, um den Kanonieren der Roten Armee einen Orientierungspunkt zu nehmen. Aus seinen Trümmern wurden offenbar Neubauernhäuser gebaut, so wie es die Sowjetische Militäradministration befohlen hatte. Das Rittergut wurde enteignet und als Bodenreformland aufgeteilt. Familie Schulz-Wulkow ging ins westdeutsche Exil.

0 Kommentare
Mehr über den Artikel erfahren Dorfrundgang I: In der Kirche
In der Wulkower Dorfkirche. Foto: Maik Altenburg

Dorfrundgang I: In der Kirche

Kann eine elektronische Orgel wirklich gut klingen? Ja, das kann sie. Mangels einer „richtigen“ Orgel hat die Kirchgemeinde für die Wulkower Dorfkirche vor einigen Jahren ein solches Exemplar angeschafft – und Johanna Thöne staunt selbst, wie gut sie mit ihrem Spiel den kleinen Kirchenraum ausfüllt. Die pensionierte Kirchenmusikerin, die mit ihrem Mann – ebenfalls  Musiker - nebenan in der Brennerei wohnt, begleitet nun Gottesdienste und spielt auch immer gern für Besucher – wie die Schriftstellergruppe. Das Besondere an der Wulkower Kirche: Sehr viel Interieur für sehr wenig Innenraum. Ein Altar, der unter der Decke festzuklemmen scheint. Mehrere Epitaphe. Von der Decke schwebt ein großer, barocker Taufengel. Irgendwas ist mit der Aufhängung. Den Besuchern dreht er konsequent das Hinterteil zu. Für Connie Roters und Heidi Ramlow war die Kirche Liebe auf den ersten Blick: Hier wollen sie im September ihre Geschichten lesen.

0 Kommentare
Mehr über den Artikel erfahren Wilhelmshof – ein Ortsteil vom Ortsteil
Zu Besuch bei Familie Gebl-Horzetzky.. Foto: Maik Altenburg

Wilhelmshof – ein Ortsteil vom Ortsteil

Besuch in einer winzigen Siedlung, zwei Kilometer von Wulkow entfernt: Wilhelmshof. Wenn man so will, ein Ortsteil vom Ortsteil. Wulkow selbst ist Ortsteil der Gemeinde Lebus und Wilhelmshof als Teil von Wulkow ist – was eigentlich? Ursprünglich ein Vorwerk, erklären Iris Gebel und Albrecht Horzetzky, die in ihren Garten zu Kaffee und Kuchen eingeladen haben.  Vorwerke müsse man sich als Außenposten des Gutsbetriebs vorstellen, um abgelegene Acker- und Weideflächen großer Güter kostengünstiger bewirtschaften zu können. Geblieben aus der Zeit ist die sehenswerte Architektur großer Feldsteinscheunen, die nun Wohngebäude sind. Auch Iris Gebel und Albrecht Horzetzky – sie Zahnärztin, er Veterinär - bewohnen mit ihrer Familie eine solche umgebaute Scheune. Der Tierarzt hat einen Teil der Scheune zur Praxis ausgebaut.

0 Kommentare

Im Biberland

Zwischen Wulkow und Lebus führt einer von vielen Wegen durch ein geradezu verwunschenes Bachtal. Drei Fließe treffen hier auf verschlungenen Wegen aufeinander, bevor sie ihren Weg in die Oder finden. Hier ist Biberland und Naturschutzgebiet. Der ehrenamtliche Natur- und Landschaftsführer Gernot Preschel führt durch eine sehenswerte Wildnis. Kaum irgendwo sonst in der Region ist auf so kleinem Raum zu besichtigen, welche landschaftsgestaltende Kraft die Tiere entfalten. Die Biber haben die Bachläufe angestaut, umgeleitet, Verzweigungen, Mäander und Inseln geschaffen. Dazwischen entsteht neue Vegetation, finden Wasservögel ihr Zuhause. Gernot Preschel zeigt mächtige Wohnbaue und riesige, sehr stabile Dämme – einer ist etwa vierzig Meter lang.

0 Kommentare
Mehr über den Artikel erfahren Magda, Jens und die Blumen des Bösen
Kunst in den Oderbergen. Foto: Maik Altenburg

Magda, Jens und die Blumen des Bösen

Der Picknickplatz mit der besten Aussicht auf die Oder steht nicht irgendwo in der Landschaft, sondern auf dem Gelände der Europäischen Begegnungsstätte Oderberge Lebus. Magdalena Hoffmann und Jens Lawrenz leiten dieses Camp mit Gästehausbetrieb, Ausstellungs- und Seminargebäude.  Wenn die beiden gerade nicht als Herbergseltern aktiv sind, widmen sie sich der Kunst. Magdalena stammt aus Poznan, hat dort Malerei studiert. Jens hat es aus Thüringen ins Oderland verschlagen. Der gelernte Kunst- und Literaturwissenschaftler hat sich der Bildhauerei zugewandt. 2019 hat das Paar ein gemeinsames Kunstprojekt auf die Beine gebracht: Les Fleurs du Mal – die Blumen des Bösen. Angelehnt an den gleichnamigen Gedichtzyklus von Charles Baudelaire

0 Kommentare
Mehr über den Artikel erfahren Literarisches Picknick an der Oder
Picknick am Fluss. Foto: Heidi Ramlow

Literarisches Picknick an der Oder

„Oder, mein Fluß, / In Tropfen sickert es / aus Gebirgen von Zeit, /Wasser, das nach Kindheit schmeckt.“  Der Dichter und Hörspielautor Günter Eich hat die Oder in einem der wohl schönsten Gedichte verewigt, die über die Oder geschrieben wurden. Genau hier, in Lebus, wurde Günter Eich 1907 geboren. Und genau hier gibt es den allerbesten Ort für ein literarisches Picknick mit Blick auf den Fluss: Ein Aussichtspunkt am Oderhang, wie geschaffen für das Motto: „Und seitab liegt die Stadt“. In diesem Fall ist es die Kleiststadt Frankfurt (Oder), dessen Silhouette am südlichen Horizont schimmert. Unter den Augen der Wanderer legt sich die Oder breit und träge in eine sanfte Rechtskurve, nach Norden hin, wo die Lebuser Höhe am linken Flussufer abrupt in das flache Oderbruch übergeht.

0 Kommentare
Mehr über den Artikel erfahren Was ist dieses Wulkow, was ist dieser Speicher?
Kneipenabend beim Inspirationsworkshop. Mit Fred Pilarski, Albrecht Horzetzky, Ulrike Raulf (v.l.) Foto: M. Altenburg

Was ist dieses Wulkow, was ist dieser Speicher?

Am Ende der DDR-Zeit war Wulkow ein Dorf, das leergewohnt werden und verschwinden sollte. Siedlungskategorie 6 nannte man das. Damit ging es dem Ort ähnlich wie viele Dörfer im Braunkohlerevier. Nur mit dem Unterschied, dass hier keine Bodenschätze im Weg waren. Stattdessen war Wulkow in den Augen der Obrigkeit nutzlos geworden. Die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) war in einer größeren Einheit aufgegangen. Die Zentrale lag im Nachbardorf. Das LPG-Büro im Wulkower Schloss wurde nicht mehr gebraucht. Der Verfall des früheren Herrenhauses beschleunigte sich.

0 Kommentare